Mündelsichere Geldanlage

Was bedeutet das und wie sicher ist sie wirklich?

Eine Geldanlage, die als "mündelsicher" beworben wird, klingt nach maximaler Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Vormundschaftsrecht. Er bezeichnet Anlageformen, bei denen der Kapitalerhalt oberste Priorität hat und ein Wertverlust nahezu ausgeschlossen scheint. Doch bedeutet mündelsicher tatsächlich absolut risikofrei für Ihr Geld? Was genau steckt hinter dem Begriff "mündelsicher" und wie sicher sind solche Geldanlagen tatsächlich?

Rechtliche Grundlagen (§ 1807 BGB): Was bedeutet "mündelsicher"? 

Der Ausdruck "mündelsicher" kommt aus dem Gesetz: Ein Vormund oder Betreuer darf das Geld seines Mündels (z. B. eines minderjährigen Kindes oder betreuten Erwachsenen) nur in sehr sichere Anlageformen investieren. Das Bürgerliche Gesetzbuch listet in § 1807 BGB explizit auf, welche Anlagemöglichkeiten als mündelsicher gelten – darunter etwa Pfandbriefe (besicherte Schuldverschreibungen von Banken) oder Spareinlagen bei Banken. Aktien und herkömmliche Investmentfonds werden in diesem Paragraphen ausdrücklich nicht erwähnt. 

Per Definition sind alle Geldanlagen mündelsicher, bei denen Wertverluste mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen sind. Anders gesagt: Solche Anlagen bieten einen äußerst zuverlässigen Kapitalerhalt. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass Inflationsverluste hierbei stillschweigend in Kauf genommen werden. Das heißt, die gesetzliche Mündelsicherheit steht für den nominalen Werterhalt, nicht unbedingt den Erhalt der Kaufkraft. Im deutschen Recht wurde früher der Begriff Mündelgeld für das Vermögen des Mündels genutzt, das nach diesen strengen Kriterien angelegt werden muss. Ein Vormund, der dieses Geld verwaltet, benötigt in der Regel sogar für mündelsichere Anlagen eine gerichtliche Genehmigung und unterliegt strenger Kontrolle, um Spekulationen oder überhöhte Risiken auszuschließen. Kurz gesagt: Mündelsicherheit bedeutet gesetzlich verankerte Sicherheit und Werthaltigkeit einer Anlage – Verlustrisiko nahezu null, zumindest aus rechtlicher Sicht.

Welche mündelsicheren Anlageformen gibt es?

Welche konkreten Geldanlagen gelten nun als mündelsicher? Im Wesentlichen handelt es sich um sehr konservative, risikoarme Anlageklassen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ein Totalschaden des angelegten Kapitals praktisch ausgeschlossen ist – oft durch staatliche Garantien oder Sicherungssysteme untermauert. Zu den klassischen mündelsicheren Anlageformen zählen insbesondere:

  • Spareinlagen bei Banken – Zum Beispiel das traditionelle Sparbuch, moderne Tagesgeldkonten oder auch Festgeldanlagen. Sie unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung und sind damit pro Kunde und Bank bis EUR 100.000 geschützt. Selbst im Fall einer Bankeninsolvenz greift der Sicherungsfonds und erstattet Guthaben bis zu dieser Grenze vollständig. Da diese Konten täglich verfügbar (Tagesgeld) oder mit kurzer Kündigungsfrist (Sparbuch) ausgestattet sind, bergen sie kein Kursrisiko. Allerdings ist die Verzinsung hier meist relativ niedrig.

  • Pfandbriefe – Das sind durch Grundpfandrechte besicherte Anleihen von Banken. Pfandbriefe gelten als äußerst sichere Zinspapiere, denn sie unterliegen strengen gesetzlichen Regeln und sind durch werthaltige Deckungsmasse (z. B. Immobilienkredite) abgesichert. Ein Ausfall ist historisch extrem unwahrscheinlich. Bei Pfandbriefen trägt der Anleger zwar ein geringes Zinsänderungsrisiko (Kursverluste bei vorzeitigem Verkauf, falls die Marktzinsen steigen), doch bei Halten bis zur Endfälligkeit ist das eingesetzte Kapital und der Zinskupon so gut wie sicher.

  • Staatsanleihen – Bundesanleihen oder Anleihen deutscher Bundesländer sind ebenfalls klassisch mündelsicher. Sie werden vom Staat herausgegeben und durch die Kreditwürdigkeit der öffentlichen Hand garantiert. Ein Zahlungsausfall Deutschlands gilt als nahezu ausgeschlossen. Zwar können auch Staatsanleihen auf dem Markt im Kurs schwanken, aber wer bis zur Fälligkeit hält, erhält Nennwert und Zinsen verlässlich zurück. Ähnlich verhält es sich mit früher üblichen Bundesschatzbriefen (heute nicht mehr neu aufgelegt) oder Kommunalobligationen – auch sie waren im Sinne des Gesetzes sichere Häfen für Mündelgelder. 

  • Bankeinlagen bei öffentlichen Sparkassen – Das Gesetz nennt explizit die Anlage bei öffentlichen Sparkassen als Regelfall für mündelsicheres Geld. Hintergrund ist, dass Sparkassen als öffentlich-rechtliche Institute besonderen Sicherungssystemen angehören. In der Praxis gelten jedoch alle Banken mit ausreichender Einlagensicherung als sicher, nicht nur Sparkassen. Entscheidend ist, dass die Bank Mitglied eines Schutzfonds ist und somit Kundengelder abgesichert sind.

Gemeinsam ist all diesen Anlageformen, dass das Vermögen vor einem Totalausfall geschützt ist. Entweder springt der Staat als Schuldner ein (bei Anleihen) oder ein Sicherungsfonds (bei Bankguthaben) – somit ist das Emittentenrisiko nahezu null. Allerdings bieten diese Anlagen im Gegenzug nur geringe Renditen, da Sicherheit meist auf Kosten von Ertrag geht. Zudem sind auch klassische mündelsichere Wertpapiere nicht völlig vor Wertschwankungen gefeit: Lange laufende Anleihen können etwa bei Zinserhöhungen im Kurs fallen. Wichtig ist jedoch: Ein Verlust des eingesetzten Kapitals ist bei mündelsicheren Anlagen äußerst unwahrscheinlich, solange man sich an diese bewährten Instrumente hält.

Können Investmentfonds mündelsicher sein?

Immer wieder taucht die Frage auf, ob auch Investmentfonds oder andere Wertpapiere "mündelsicher" sein können. Grundsätzlich gilt: Im gesetzlichen Anlagekatalog sind Fonds und Aktien nicht als "mündelsicher" vorgesehen. Ein Vormund dürfte also ohne weiteres keine Aktien oder Aktienfonds für sein Mündel kaufen. Warum werden dann trotzdem manche Fonds als "mündelsicher" beworben?

Der Grund liegt in einer Ausnahmeregel: Das Vormundschafts- bzw. Familiengericht kann auf Antrag erlauben, dass Mündelgeld abweichend investiert wird. Nach heutigem Recht (§ 1848 BGB) darf ein Vormund mit gerichtlicher Genehmigung beispielsweise auch in Wertpapierfonds oder andere Anlagen investieren, wenn eine wirtschaftlich sinnvolle Vermögensverwaltung anders nicht erreichbar ist. In der Praxis haben Gerichte in Einzelfällen bestimmten Fonds die Anlage von Mündelgeld erlaubt – meist handelte es sich dabei um sehr konservative, defensiv ausgerichtete Fonds (oft Rentenfonds oder spezielle Mischfonds). Ein solcher Fonds wird dann faktisch für diesen Einzelfall als "mündelsicher" eingestuft, häufig unter Angabe des gerichtlichen Aktenzeichens, das der Fondsanbieter auf Nachfrage nennt. 

Wichtig zu verstehen ist jedoch: Durch die Genehmigung wird der Fonds nicht automatisch zu einer risikolosen Anlage im allgemeinen Sinne. Die Erlaubnis gilt nur für den jeweiligen Fall und basiert darauf, dass das Gericht dem Vormund diese Anlage ausnahmsweise als geeignet zuspricht. Andere Vormünder müssten für denselben Fonds erneut eine Genehmigung einholen. Es gibt keinen generellen Freibrief, wonach bestimmte Investmentfonds per Gesetz als "mündelsicher" klassifiziert wären.

Für Anleger heißt das: Man sollte sich von der Bezeichnung "mündelsicher" bei Fonds nicht blenden lassen. Zwar existieren am Markt einige Fonds, die sich dieses Prädikat geben – oft mit dem Hinweis auf eine erfolgreiche Gerichtsgenehmigung. Doch die Vergangenheit lehrt Vorsicht: Viele Fonds, die von Gerichten als sehr sicher eingestuft wurden, mussten später dennoch deutliche Verluste verbuchen. So warnte schon 2014 ein Verbraucherschützer davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen: Selbst vermeintlich sichere Fonds haben mitunter spürbar an Wert verloren. Das liegt in der Natur von Wertpapieren – ihr Wert schwankt mit dem Markt. Ein Fonds unterliegt Börsenrisiken, egal wie konservativ er gemanagt wird. Die rechtliche Mündelsicherheit bedeutet hier lediglich, dass ein Gericht das Risiko als vertretbar ansah, nicht dass das Risiko nicht existiert.

Warum "mündelsicher" nicht gleich risikolos ist? 

Auch wenn mündelsichere Anlagen einen hohen Schutz vor Kapitalverlust bieten, sind sie keineswegs frei von allen Risiken. Der wohl bedeutsamste Faktor ist das Inflationsrisiko. Mündelsichere Produkte setzen auf höchste Stabilität und verzichten im Gegenzug weitgehend auf Renditechancen. In Zeiten niedriger Zinsen bedeutete das für Anleger oft einen realen Wertverlust: Wenn etwa ein Sparbuch 0,5 Prozent Zinsen bringt, die Inflation aber 2 Prozent beträgt, schrumpft die Kaufkraft des Ersparten jedes Jahr – trotz nominaler Sicherheit. Verbraucherzentralen warnen daher, dass scheinbar "sichere" Anlagen aufgrund minimaler Zinsen real Verluste einbringen können. Mit anderen Worten: Das Vermögen bleibt in Euro gerechnet erhalten, verliert aber an Wert. 

Ein weiteres Risiko ist das Zinsänderungsrisiko bei festverzinslichen Papieren. So gelten z. B. langlaufende Bundesanleihen als ausfallsicher, können aber zwischenzeitlich im Kurs fallen, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt. Wer vorzeitig verkaufen muss, könnte dann trotz Mündelsicherheit einen Verlust realisieren. Allerdings lässt sich dieses Risiko minimieren, indem man solche Papiere bis zur Endfälligkeit hält – dann erhält man den Nennbetrag vollständig zurück. Einlagensparprodukte wie Tages- oder Festgeld umgehen zwar Kursrisiken, aber auch hier kann der Ertrag (Zins) die Inflation oft nicht decken, sodass unterm Strich ein Kaufkraftverlust droht. 

Wie kann man nun als Anleger mit dem Dilemma umgehen, dass mündelsichere Anlagen zwar das Kapital schützen, aber kaum Ertrag bringen? Die Antwort liegt in einer durchdachten Strategie. Experten raten zu einem gesunden Mix: Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sein Geld breit streuen, anstatt blind auf ein einziges "sicheres" Produkt zu vertrauen. Eine breite Diversifikation über mehrere Anlageklassen – z. B. ein Kern aus sicheren Zinspapieren und Bankguthaben, ergänzt um maßvoll risikobehaftete Anlagen – kann dazu beitragen, Schwankungsrisiken zu reduzieren und zugleich Inflationsschutz aufzubauen. Moderne Multi Asset-Fonds verfolgen genau diesen Ansatz: Sie kombinieren unterschiedliche Vermögenswerte (etwa Anleihen, Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Volatilität) in einem Portfolio, um Chancen auf höhere Rendite zu schaffen, während durch Streuung und flexibles Management die Wertschwankungen begrenzt werden. Solche Lösungen versuchen, Kapitalerhalt und Kaufkrafterhalt in Einklang zu bringen. Für Anleger, die einerseits höchste Sicherheit wünschen, andererseits aber auch Vermögenszuwachs und Schutz vor Inflation, kann ein diversifizierter Ansatz daher sinnvoller sein als das ausschließliche Festhalten an klassischen mündelsicheren Anlagen. 

Fazit: Wie sicher sind mündelsichere Anlagen wirklich? 

Mündelsichere Geldanlagen bieten einen herausragenden Schutz vor Kapitalverlust und galten nicht ohne Grund über Jahrzehnte als Inbegriff der sicheren Geldanlage. Wer sein Geld nach diesen Kriterien anlegt, kann sich darauf verlassen, dass Insolvenzen oder Zahlungsausfälle praktisch ausgeschlossen sind – das nominale Kapital bleibt erhalten. Allerdings bedeutet mündelsicher nicht vollkommen risikolos. Besonders die Inflation kann an der Substanz nagen, da die erzielbaren Zinsen oft zu gering sind, um den Kaufkraftverlust auszugleichen. Auch andere Einschränkungen (z. B. fehlende Flexibilität bei langfristigen Anleihen oder geringe Ertragschancen) müssen Anleger in Kauf nehmen. 

Die eingangs gestellte große Frage lässt sich somit differenziert beantworten: Ja, eine mündelsichere Geldanlage ist im Sinne der gesetzlichen Vorgaben äußerst sicher – das Risiko eines Ausfalls oder dramatischen Wertverfalls ist minimal. Nein, absolut risikofrei ist sie dennoch nicht, denn Inflations- und Zinsrisiken bleiben bestehen. Für vorsichtige Investoren kann die mündelsichere Anlage ein solides Fundament im Portfolio bilden, um den Kern des Vermögens zu schützen. Gleichzeitig sollte man bedenken, dass langfristiger Vermögensaufbau über reinen Kapitalerhalt hinausgeht. Wer sein Vermögen nicht nur nominal sichern, sondern auch real erhalten oder mehren möchte, kommt um eine ausgewogene Anlagestrategie nicht herum. 

Letztlich kommt es auf die persönlichen Ziele und den Zeithorizont an: Kurzfristig orientierte Anleger und Vormünder werden auf Mündelsicherheit setzen, um jedes Verlustrisiko auszuschließen. Langfristig denkende Investoren sollten darüber hinaus auf breite Streuung und eine kluge Kombination sicherer und renditeträchtiger Anlagen achten. So lässt sich das Beste aus beiden Welten vereinen – Stabilität und Wachstum. Mündelsichere Anlagen können somit ein wichtiger Baustein sein, aber die Kunst einer erfolgreichen Strategie besteht darin, Sicherheit und Ertrag in Balance zu bringen. 

Von der Theorie zur Praxis