Nachhaltige Fonds

Rendite mit Verantwortung

Nachhaltige Fonds haben in den letzten Jahren stark an Relevanz gewonnen. Weltweit wurden laut dem Global Sustainable Investment Review 2022 bereits rund USD 30,3 Bio. in nachhaltige Anlagen investiert. Anleger fragen sich heute: Wie lassen sich ökologische und soziale Verantwortung mit ökonomischem Erfolg verbinden? Konkret lautet die Frage: Ist eine nachhaltige Geldanlage mit stabiler Rendite überhaupt möglich?

Was sind ESG-Kriterien?

ESG steht für Environmental, Social, Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Dabei geht es etwa um umweltbezogene Faktoren wie Klimaschutz und erneuerbare Energien sowie um soziale Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen und Menschenrechte. Governance-Kriterien prüfen eine solide, transparente Unternehmensführung. Nach dem klassischen Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit stehen dabei Umwelt, Soziales und Ökonomie gleichberechtigt nebeneinander. Ein nachhaltig orientierter Fonds betrachtet demnach alle drei Dimensionen gemeinsam, nicht nur einzelne Merkmale.

Was bedeutet ökonomische Nachhaltigkeit?

Auch die wirtschaftliche Komponente ist Teil nachhaltiger Anlagestrategien. Ökonomische Nachhaltigkeit bedeutet, dass Unternehmen so wirtschaften, dass sie dauerhaft Gewinne erwirtschaften, also nachhaltig. Dies gelingt z. B. durch Investitionen in moderne Technik und den Fokus auf zukunftsfähige Geschäftszweige. Langfristig kann eine "nachhaltige Geldanlage mit stabiler Rendite" also gelingen, wenn Fonds-Manager konsequent auf wirtschaftlich solide Investments mit ökonomisch-nachhaltigem Geschäftsmodell setzen. Fokussiert man sich nur auf ESG-Kennzahlen, die Klassifizierung nach Offenlegungsverordnung oder Nachhaltigkeitssiegel, läuft man Gefahr, zu eindimensional zu analysieren und falsche Anlageentscheidungen zu treffen. Denn keiner der genannten Aspekte wiedergibt, ob ein Investment wirtschaftlich tragfähig ist oder ob sich ein Fonds besser entwickelt hat als seine Peergroup.

Welche Rolle spielt die Regulierung durch die EU?

Die EU hat neue Rahmenbedingungen geschaffen, um für mehr Transparenz bei ESG-Fonds zu sorgen, ohne jedoch einheitlich zu definieren, was genau "grün" ist. Nach der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) werden Fonds in Artikel 8 (Förderung von Umwelt-/Sozialmerkmalen) und Artikel 9 (eigentliches Nachhaltigkeitsziel) eingeteilt. In Deutschland sind beispielsweise rund 6.200 Artikel 8-Fonds (rund EUR 4,4 Bio.) und 613 Artikel 9-Fonds (EUR 224 Mrd.) registriert. Ergänzt wird das durch die EU-Taxonomie, die bestimmte Öko-Aktivitäten definiert, sowie durch ESMA-Leitlinien, die seit 2024 festlegen, dass Fonds mit "ESG" oder "nachhaltig" im Namen mindestens 80 Prozent ihrer Anlagen auf nachhaltige Kriterien ausrichten müssen. Insgesamt setzen diese Regelwerke derzeit vor allem Offenlegungspflichten um — für Anleger bleibt entscheidend, Fondsdetails genau zu prüfen.

Wie verlässlich sind ESG-Ratings und Labels?

Vertrauen allein auf Siegel oder Ratings ist riskant. Nachhaltigkeitslabels (wie z. B. das FNG-Label) und ESG-Ratings verschiedener Agenturen liefern zwar Orientierung, sie können aber zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Externe Analysen zeigen zudem Defizite: Eine Untersuchung stellte fest, dass rund 70 Prozent passiv verwalteter "ESG"-ETFs großer Vermögensverwalter in Firmen mit neuen fossilen Projekten investiert hatten. Solche Befunde verdeutlichen, dass auch mit vermeintlich nachhaltigem Label noch "Greenwashing" möglich ist. Anleger müssen daher Fondsprospekte, Anlagestrategien und Jahresberichte aufmerksam prüfen, statt sich auf ein einzelnes Rating zu verlassen. Insbesondere sind ESG-Anforderungen und -Vorgaben nur ein Investmentkriterium von vielen. Bei der Anlageentscheidung sollten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Chancen oder die Risiken niemals außer Acht gelassen werden. Denn die allermeisten Investoren verfolgen neben dem Nachhaltigkeitsziel auch ein wirtschaftliches Ziel, z. B. Vermögensaufbau für die Rente. Dieses Ziel darf nicht aus den Augen verloren werden, denn Nachhaltigkeit bei Investitionen hat zwei Seiten: Die soziale/ökologische und die wirtschaftliche.

Fazit: Nachhaltigkeit und Rendite sind kein Widerspruch

Nachhaltige Geldanlagen verbinden ökologische und soziale Verantwortung mit ökonomischer Weitsicht. Doch Nachhaltigkeit bedeutet mehr als nur ESG-Labels oder die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Sie erfordert ein ganzheitliches Verständnis von Umwelt, Sozialem, Governance und wirtschaftlicher Tragfähigkeit. Anleger sollten daher nicht allein auf Ratings oder Klassifizierungen vertrauen, sondern aktiv Fondsstrategien hinterfragen und auf solide Geschäftsmodelle achten. Denn langfristiger Anlageerfolg basiert nicht nur auf der richtigen Haltung, sondern auch auf verantwortungsvoller Analyse und wirtschaftlicher Substanz. Nachhaltige Fonds können so sowohl Werte als auch Wertschöpfung bieten.