Assenagon Anleihefonds

Aktives Management, Risiken und Ertragsquellen im Überblick

Wie können Anleger im aktuellen Marktumfeld mit Anleihefonds stabile Erträge erzielen und dabei die Risiken im Griff behalten? Diese Leitfrage steht im Raum, denn nach Jahren der Niedrigzinsen rücken Anleihefonds wieder ins Interesse. Gleichzeitig stellt sich die Strategiefrage: Aktiv gemanagte Rentenfonds ohne Benchmarkbindung oder passive Anleihe-ETFs? Im Folgenden beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um Anleihefonds – von Benchmarkfreiheit über ETF-Schwächen bis hin zu Income-Strategien, Fondskosten und zentralen Rentenbegriffen.
 

Was bedeutet Benchmarkfreiheit im Anleihebereich und warum ist sie wichtig?

Benchmark-Freiheit bedeutet, dass ein Fondsmanager keinen starren Vergleichsindex nachbilden muss, sondern die Freiheit hat, das Portfolio flexibel anzupassen. Gerade im Anleihebereich ist dies ein entscheidender Vorteil für das aktive Risikomanagement. Warum? Ein typischer Anleiheindex gewichtet jene Emittenten (Schuldner) am höchsten, die die größte Schuldenlast haben. Was bei Aktien – dort erhalten die größten Unternehmen das höchste Indexgewicht – noch plausibel erscheinen mag, wirkt bei Anleihen paradox: Je höher die Verschuldung eines Landes oder Unternehmens, desto stärker wird es im Index vertreten. Ein Anleihe-ETF muss diesem Schema folgen und investiert also am meisten Geld an die größten Schuldner. Ein aktiver Fondsmanager dagegen kann diese zwanghafte Indexnähe vermeiden: Er ist frei von Benchmarkvorgaben und kann bewusst entscheiden, hochverschuldeten Emittenten weniger Gewicht zu geben oder sie ganz zu meiden. Das reduziert Klumpenrisiken und schützt vor potenziellen Ausfällen einzelner Schuldner.

Benchmark-Freiheit ermöglicht zudem, Chancen abseits des Index zu nutzen. Große Emittenten geben oft Dutzende verschiedene Anleihen aus – von einem Konzern wie Apple existieren beispielsweise dutzende unterschiedliche Anleihen mit verschiedenen Kupons, Laufzeiten und Bedingungen. Ein indexorientierter ETF würde nahezu all diese Papiere entsprechend ihrer Emissionsvolumina ins Portfolio aufnehmen. Ein aktiver Rentenfonds kann hingegen selektiv vorgehen: Der Manager wählt die attraktivsten Anleihen eines Emittenten aus – etwa jene mit dem besten Rendite-Risiko-Profil – und lässt weniger vorteilhafte Anleihen außen vor. Diese Flexibilität auf Emittentenebene ermöglicht es, die Portfolioqualität gezielt zu erhöhen.

Nicht zuletzt spielt Diversifikation im Anleihenmanagement eine besondere Rolle. In jeder Anlageklasse ist breite Streuung wichtig, bei Anleihen jedoch besonders: Als Gläubiger kann man bis zur Fälligkeit einer Anleihe maximal Zinsen und den Nennwert zurückerhalten – die Gewinnseite ist also begrenzt, während im Extremfall bei Zahlungsausfall der Totalverlust droht. Deshalb darf sich ein Anleihenportfolio nicht auf wenige Schuldner konzentrieren. Ein benchmarkfreier Fonds kann die Verteilung der Risiken selbst steuern, zum Beispiel indem kein einzelner Emittent mehr als eine bestimmte Quote des Fondsvermögens ausmacht. So wird aktives Risikomanagement möglich: Die Manager orientieren sich an absoluten Risikozielen (etwa einer maximalen Verlustschwelle oder Volatilität) statt an Indexabweichungen. Insgesamt gilt: Die Benchmark-Freiheit verschafft aktiven Anleihenfonds große Spielräume, um Marktrisiken flexibel zu steuern und Chancen zu nutzen – auch wenn sie daran gemessen werden, ob sie mittelfristig einen Vergleichsindex (sofern vorhanden) schlagen, stehen Kapitalerhalt und kontrolliertes Risiko oft an erster Stelle.

Welche Schwächen haben passive Anleihe-ETFs?

Passive Anleihe-ETFs erfreuen sich großer Beliebtheit, denn sie bieten kostengünstig einen breiten Marktzugang. Doch Anleger sollten die Schwächen dieser Indexprodukte kennen:

  • Emittentengewichtung nach Schuldenlast: Wie oben erwähnt, bilden Anleihe-ETFs Indizes nach, die nach Marktgröße gewichten. Das bedeutet: Die größten Schuldner haben das größte Gewicht im Portfolio. Im Klartext: Ein Länder-Anleihenindex leiht am meisten Geld an hochverschuldete Staaten, und ein Unternehmensanleihe-ETF ist stark in Firmen investiert, die viele Anleihen ausstehen haben. Dieses Prinzip ist keine Qualitätsauswahl, sondern richtet sich allein nach dem Umlaufvolumen. Für Anleger kann das ungünstig sein, denn eine hohe Verschuldung geht oft mit höherem Ausfallrisiko einher. Ein passiver ETF kann problematische Schuldner nicht untergewichten, solange sie im Index bleiben. Ein Extrembeispiel aus der Vergangenheit: Als Griechenland vor der Staatskrise stand, war es in vielen Euro-Staatsanleihenindizes dennoch hoch gewichtet – aktive Manager hatten das Land teils frühzeitig reduziert, Indexfonds mussten abwarten, bis Griechenland aus dem Index fiel.
  • Handelsspannen in Stressphasen: ETFs werden an der Börse gehandelt, was liquiditätssuchenden Investoren Vorteile bringt – aber in Marktkrisen kann genau das zum Problem werden. Wenn Anleihemärkte unter Stress stehen (z. B. in einem Finanzcrash oder bei Panikverkäufen), werden die Kauf- und Verkaufsspannen bei Anleihe-ETFs oft deutlich größer. Die Kurse der ETF-Anteile können dann merklich vom inneren Wert (NAV) des Fonds abweichen. Konkret heißt das: Wer in solchen Phasen einen Anleihe-ETF verkauft, erhält möglicherweise einen Preis, der deutlich unter dem fairen Wert der zugrunde liegenden Anleihen liegt. Die Geld-Brief-Spanne (Spread) weitet sich. Besonders spezialisierte Anleihe-ETFs in Nischen (etwa Schwellenländer-Unternehmensanleihen oder der Hochzinssektor) zeigen in turbulenten Zeiten erhebliche Abschläge und Spreadausweitungen. Das macht Käufe und Verkäufe teurer und erschwert die Liquidation großer Positionen genau dann, wenn man sie vielleicht dringend bräuchte. Ein aktiv gemanagter Fonds ist zwar nicht immun gegen Marktstress (auch hier können Anteilsrückgaben Aussetzungen oder Abschläge provozieren), doch der Fondsmanager kann im Vorfeld vorsichtiger positionieren, Liquiditätspuffer halten oder außerbörslich handeln. Ein ETF hingegen ist sklavisch dem Markt ausgeliefert – die Liquidität der zugrunde liegenden Anleihen bestimmt die Handelbarkeit des ETFs.
  • Eingeschränkte Diversifikation und Flexibilität: Ein einzelner Anleihe-ETF bildet immer nur einen bestimmten Index ab – damit ist man auf dessen Zusammensetzung begrenzt. Das kann zu Konzentrationsrisiken führen. Zum Beispiel entfallen in globalen Anleiheindizes hohe Anteile auf wenige Länder (z. B. USA, Japan) oder in Unternehmensanleihe-Indizes auf bestimmte Branchen (etwa Finanzunternehmen). Trotz Tausender Positionen kann die wirtschaftliche Diversifikation geringer sein, als die reine Anzahl der Titel vermuten lässt. Außerdem fehlen oft ganze Segmente: Ein ETF auf Investment-Grade-Unternehmensanleihen enthält keine Hochzinsanleihen; ein Staatsanleihe-ETF hält keine Unternehmensanleihen; ein Euro-Anleihe-ETF schließt andere Währungsräume aus. Anleger müssten also mehrere ETFs kombinieren, um ähnlich breit zu streuen wie ein flexibel gemanagter Fonds. Und selbst dann werden Spielräume zwischen den Marktsegmenten – etwa zwischen Investment Grade und High Yield – nicht genutzt. Zudem erfordert die Kombination ein eigenes Rebalancing, eine Zielallokation und Kenntnisse, um Übergewichtungen zu vermeiden. Ein aktiver Anleihenfonds kann dagegen verschiedene Segmente und Bonitäten in einem Portfolio vereinen – etwa Investment-Grade-Unternehmensanleihen mit besonders soliden Emittenten aus dem High-Yield-Bereich. Damit erzielt er eine Streuung über unterschiedliche Ertragsquellen und Risikoarten, was ein einzelner Index so nicht bietet. Außerdem kann ein aktiver Manager Marktveränderungen antizipieren und das Portfolio umschichten – etwa die Duration verkürzen, bevor Zinsen stark steigen. Ein passiver ETF bleibt stets voll investiert nach Indexvorgabe. Kurz gesagt: Passive Anleihe-ETFs sind kostengünstige Basisbausteine, bringen aber strukturelle Nachteile durch die rigide Indexbindung mit sich. Diese sollte man kennen und durch eigene Maßnahmen ausgleichen – oder bewusst auf aktives Management setzen. Anleger sollten gerade im Anleihenbereich auf die Nettoergebnisse schauen, da diese die Kosten bereits beinhalten.

Was sind Income-Strategien bei Anleihefonds?

Angesichts wieder attraktiver Zinsen gewinnen sogenannte Income-Strategien an Bedeutung. Dabei geht es um Ansätze, die regelmäßige Ausschüttungen generieren – also fortlaufende Erträge, die an die Anleger ausgezahlt werden. Oft denken Privatanleger dabei zuerst an Dividendenfonds, die in Aktien mit hoher Ausschüttung investieren. Doch eine moderne Income-Strategie schöpft breiter aus dem Vollen und verlässt sich nicht nur auf Aktiendividenden.

Stabile laufende Erträge: Der Kern einer Income-Strategie ist, planbare Zahlungsströme zu erzielen – besonders attraktiv für Investoren, die auf Entnahmen oder ein Zusatzeinkommen angewiesen sind. Anleihefonds spielen hier eine zentrale Rolle, denn Anleihen liefern durch ihre Kupons regelmäßige Zinszahlungen. Nach Jahren der Nullzinsen bieten qualitativ gute Anleihen inzwischen wieder Kupons von beispielsweise 3–4 Prozent pro Jahr – vergleichbar mit vielen Aktiendividenden, jedoch oft bei deutlich geringerem Kursrisiko. Eine ausgewogene Strategie mit einem diversifizierten Unternehmensanleihe­portfolio weist mittelfristig eine Volatilität von etwa 3 Prozent –6 Prozent  auf; das entspricht ungefähr einem Viertel der Schwankungen eines Aktienfonds. Wichtig ist außerdem, dass Anleihen, die unter pari gekauft werden – z. B. in einer Marktschwäche –, zu vollem Nennwert zurückgezahlt werden, sofern das Unternehmen vor der Rückzahlung nicht zahlungsunfähig wird. Wird eine Anleihe mit 3 Prozent Kupon zu 90 Prozent  des Nennwerts gekauft und hat noch drei Jahre Restlaufzeit, liegt die Rendite bis zur Endfälligkeit bei insgesamt 9 Prozent  (Kupons) plus 10 Prozent  (Kursgewinn durch Kauf unter pari) – also 19 Prozent über drei Jahre.

Außerdem können Anleihen über 100 Prozent ihres Nennwerts steigen, weil der Preis am Markt von Angebot und Nachfrage bestimmt wird und nicht fix auf den Nennwert (100 Prozent ) beschränkt ist. Zwei Beispiele:

  • Bonitätsverbesserung: Sinkt der Risikoaufschlag, steigen die Kurse – auch über 100 Prozent .
  • Fallende Marktzinsen: Werden etwa EZB-Leitzinsen gesenkt, sind ältere Anleihen mit höherem Kupon attraktiver. Je länger die Restlaufzeit, desto größer der Barwert-Vorteil; die Kurse können deutlich über 100 Prozent  klettern.

Setzt man eine verlässliche Bonitätsanalyse und gutes Laufzeitmanagement voraus, können Anleiheinvestoren gezielt Anleihen verkaufen, die über 100 Prozent notieren, und die Gewinne in Papiere umschichten, die unter pari gehandelt werden. So lassen sich neben Kupons wiederholt Kursgewinne erzielen.

Neben Anleihekupons und Kursgewinnen lässt sich zusätzlicher Ertrag über eine strategische Laufzeitenpositionierung erzielen. Fondsmanager können etwa eine Roll-Down-Strategie einsetzen: Sie kaufen Anleihen mit etwas längerer Restlaufzeit und verkaufen sie, sobald sie kürzer laufend sind; bei einer normal ansteigenden Zinskurve entstehen dadurch Kursgewinne. Auch das gezielte Ausnutzen von Zinsunterschieden zwischen Kurz- und Langläufern kann Mehrertrag bringen.

Außerdem erweitern strukturierte Anleihen das Spektrum, z. B. nachrangige Anleihen oder Hybridanleihen. Diese bieten in der Regel höhere Kupons, weil Investoren dafür Zusatzrisiken – etwa Nachrang im Insolvenzfall – in Kauf nehmen. Solche Titel können die Income-Rendite des Fonds erhöhen.

Eine Income-Strategie beschränkt sich also nicht auf eine einzige Einkommensart wie Dividenden am Aktienmarkt. Wer flexible Anleihefonds in seine Income-Strategie integriert, kann Kupons, Kursgewinne, Laufzeitgewinne und Erträge aus gezielter Anleiheauswahl kombinieren. Der Vorteil dieser Vielfalt: Die Ertragsströme stehen auf mehreren Beinen. Fällt eine Quelle zeitweise geringer aus, federn andere sie ab. Zudem verteilt sich das Risiko: Rentenfonds mit Income-Ausrichtung investieren oft global und über verschiedene Bonitäten hinweg, um jederzeit eine attraktive Ausschüttung zu erzielen. Natürlich bleibt eine Income-Strategie nicht gänzlich ohne Wertschwankungen – gerade Hochzinsanleihen können temporäre Verluste verursachen. In Summe sind Income-Strategien heute wesentlich mehr als reine Dividendenjäger: Sie nutzen das gesamte Instrumentarium des Kapitalmarkts, insbesondere Anleihen, um ein robustes Einkommen für Anleger zu erwirtschaften.

Was bedeuten Kupon, Bonität, Laufzeit, Duration und SRI?

Abschließend werfen wir einen Blick auf einige Schlüsselbegriffe, die im Zusammenhang mit Anleihefonds häufig fallen. Anleger sollten diese kennen, um Fondsprofile und Risiken besser einordnen zu können:

  • Kupon: Damit ist der Zinssatz einer Anleihe gemeint. Der Kupon wird meist jährlich (oder halbjährlich) als Prozentsatz des Nennwerts ausbezahlt. Zum Beispiel hat eine Anleihe mit Nennwert 1.000 € und 5 % Kupon einen jährlichen Zins von 50 €. Ein hoher Kupon bedeutet zunächst hohe laufende Erträge. Allerdings hängt die Kuponhöhe vom Zinsniveau zum Emissionszeitpunkt und der Bonität des Emittenten ab — alte Anleihen haben oft niedrigere Kupons (wenn sie in Niedrigzinszeiten begeben wurden), neuere aktuell höhere. Wichtig: Der Kupon ist nicht gleich Rendite, denn letztere hängt auch vom aktuellen Kurs der Anleihe ab. Liegt der Kurs über 100 %, ist die Effektivverzinsung geringer als der Kupon; liegt er darunter, entsprechend höher. Im Kontext von Anleihefonds tragen Kupons häufig, aber nicht immer, den Hauptteil zu den laufenden Erträgen bei. Ein aktiver Manager kann z. B. durch den Kauf von Anleihen unter Par bis zur Endfälligkeit Zusatzerträge erzielen.
  • Bonität: Die Bonität bezeichnet die Kreditwürdigkeit des Schuldners einer Anleihe, also wie hoch das Ausfallrisiko eingeschätzt wird. Sie wird häufig durch Ratings von Agenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch angegeben. Hochklassige Schuldner wie Deutschland oder die Schweiz erhalten ein Rating von AAA, was exzellente Bonität signalisiert. Schwächere Schuldner bekommen BBB, BB, B bis hin zu CCC oder niedriger; alles unterhalb von BBB− gilt als Non-Investment-Grade oder High Yield (Hochzinsanleihen) mit entsprechend höherem Risiko. Für Anleihefonds ist die Bonität ihrer Portfoliowerte zentral, denn sie beeinflusst sowohl die Sicherheit als auch die Rendite: Bessere Bonität bedeutet geringeres Ausfallrisiko, aber auch niedrigere Zinsen; schlechtere Bonität erfordert höhere Zinsen (Risikoprämien) als Kompensation. Ein Fonds mit Schwerpunkt auf hoher Bonität (Investment Grade) wird typischerweise stabiler, aber weniger ertragsstark sein als ein Hochzinsfonds, der mehr volatil ist. Anleger sollten also auf die Bonitätsstruktur im Fonds achten — sie gibt Hinweise auf Risiko und mögliche Wertschwankungen. Durch die Trennung zwischen Investment Grade und High Yield und das gestiegene Volumen in passiven Investments haben aktive Manager auf der Schnittstelle der beiden Anleihesegmente zusätzliche Outperformance-Chancen.
  • Laufzeit: Die Laufzeit einer Anleihe ist der Zeitraum bis zur Fälligkeit, also bis zur Rückzahlung des Nennwerts. Sie wird meist in Jahren angegeben. Anleihen können Kurzläufer sein (z. B. 1–3 Jahre Restlaufzeit), mittelfristig (5–7 Jahre) oder Langläufer (10 Jahre und mehr, bis hin zu 30+ Jahren oder Perpetuals ohne Endfälligkeit). Die Laufzeit ist wichtig, weil sie eng mit der Zinsänderungsanfälligkeit zusammenhängt: Langfristige Anleihen reagieren in der Regel stärker auf Zinsänderungen als kurzfristige. Außerdem locken längere Laufzeiten meist mit etwas höheren Kupons/Renditen, um die Unsicherheit über die lange Zeitspanne auszugleichen. In Fonds wird oft anstelle der einzelnen Laufzeiten die durchschnittliche Laufzeit angegeben oder – noch aussagekräftiger – die Duration (siehe nächster Punkt). Grundsätzlich gilt: Ein Anleihefonds mit längerer durchschnittlicher Laufzeit wird empfindlicher auf Zinsänderungen reagieren, während ein Fonds mit kurzen Laufzeiten eher zinsstabil ist, aber dafür weniger Renditepotenzial hat, solange keine Zinssenkungen kommen. Ein aktiver Manager kann die Laufzeit und damit das Risiko steuern.
  • Duration: Die Duration ist eine Kennzahl, die die Zinsbindungsdauer und Zinsrisikoempfindlichkeit einer Anleihe oder eines Anleihenportfolios ausdrückt. Genauer handelt es sich um die mittlere gewichtete Kapitalbindungsdauer in Jahren. Praktisch kann man die modifizierte Duration so interpretieren: Sie gibt an, um wie viel Prozent der Wert einer Anleihe fällt, wenn das Marktzinsniveau um 1 Prozentpunkt steigt (und umgekehrt). Beispiel: Hat ein Fonds eine Duration von 5, dann würde ein Zinsanstieg um 1 % rein rechnerisch zu etwa 5 % Kursverlust im Portfolio führen. Eine höhere Duration bedeutet also höheres Zinsrisiko, aber auch größere Kurschancen bei fallenden Zinsen. Duration und Laufzeit sind verwandt, aber nicht identisch — die Duration berücksichtigt auch, wann Zinszahlungen fließen. Eine Anleihe mit hohem Kupon hat eine etwas kürzere Duration als eine Nullkuponanleihe gleicher Laufzeit, weil man einen Teil des Kapitals in Form von Zinszahlungen früher zurückerhält. Für Anleger ist die Duration eine der wichtigsten Kennzahlen, um einzuschätzen, wie stark ihr Anleihefonds von Zinsänderungen betroffen ist. In Phasen erwarteter Zinserhöhungen halten viele Manager die Duration eher kurz, um Verluste zu begrenzen. Erwartet man fallende Zinsen, kann eine längere Duration vorteilhaft sein, um Kursgewinne mitzunehmen.
  • SRI: Die Abkürzung steht für Summary Risk Indicator und ist Bestandteil der „Basisinformationsblätter“ (PRIIPs-KIDs) für Fonds, strukturierte Produkte und Versicherungsanlagen in der EU. Der SRI fasst das Gesamtrisiko eines Produkts auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 7 (sehr hoch) zusammen. Im Gegensatz zum früheren SRRI (Synthetic Risk and Reward Indicator) basiert der SRI nicht nur auf der historischen Volatilität, sondern kombiniert: Marktrisiko (über ein Value-at-Risk-Modell berechnet) und Kreditrisiko (Ausfallwahrscheinlichkeit des Emittenten). Diese erweiterte Methodik soll Anlegern ein umfassenderes Bild des Gesamtrisikos geben. UK-Ausnahme: In Großbritannien verwenden UCITS-Fonds im KIID weiterhin den SRRI (1–7, Volatilität). Für andere Anlageprodukte, die unter die britischen PRIIPs-Regeln fallen, wird jedoch ebenfalls der SRI ausgewiesen. Das geplante Consumer Composite Investments (CCI) Regime soll die UK-PRIIPs-Regelung ablösen. Die finalen CCI-Regeln sollen bis Ende 2025 veröffentlicht und spätestens bis Ende 2026 umgesetzt werden.

Fazit:

Anleihefonds sind heute weit mehr als reine "Zinsprodukte". Aktive, benchmarkfreie Rentenfonds können dank flexibler Steuerung, gezielter Titelauswahl und breiter Diversifikation erhebliche Vorteile bieten – insbesondere im Risikomanagement –, während passive Anleihe-ETFs zwar mit niedrigen Kosten und einfacher Handhabung punkten, zugleich aber strukturelle Schwächen wie starre Emittentengewichtung und mögliche Liquiditätsengpässe in Krisenzeiten aufweisen. Welche Strategie die richtige ist, hängt von den Zielen und der Expertise des Anlegers ab. Institutionelle wie private Investoren sollten die vorgestellten Aspekte – von Benchmark-Freiheit über Income-Strategien bis zu Kosten und Fachbegriffen – berücksichtigen, um fundierte Entscheidungen für das Anleihenportfolio 2025 zu treffen. So lässt sich die Renaissance der Zinsen optimal nutzen, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren.

Wie geht es nun weiter?