
Income Investing
Professionelle Strategien für laufende Erträge
Income Investing bezeichnet Anlagestrategien, die den Fokus auf laufende Erträge wie Zinsen, Dividenden oder Prämien legen. Statt ausschließlich auf Kursgewinne zu spekulieren, streben Anleger hierbei regelmäßige Ausschüttungen an, ideal für langfristig orientierte Investoren, die etwa im Ruhestand oder zur Einkommensaufbesserung verlässliche Cashflows suchen. Professionell umgesetzte Multi Asset-Income-Strategien kombinieren verschiedenste Ertragsquellen (Aktien, Anleihen, alternative Anlagen etc.), um ein breit diversifiziertes Einkommen bei moderatem Risiko bereitzustellen. Die folgenden Abschnitte beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem Ansatz und zeigen, wie stabile Erträge ohne Substanzverzehr (Aufzehren des Anlagekapitals) realisiert werden können.
- Was versteht man unter Multi Asset-Income-Strategien?
- Welche Rolle spielen Unternehmensanleihen und Nachranganleihen?
- Wie funktioniert Einkommensgenerierung über Volatilitätsprämien?
- Wie lässt sich Income Investing mit Kapitalerhalt vereinbaren?
- Lässt sich mit Income Investing wirklich ein verlässlicher Cashflow erzielen?
Was versteht man unter Multi Asset-Income-Strategien?
Multi Asset-Income-Strategien sind Anlageansätze, die über mehrere Anlageklassen (Multi Asset) hinweg in ertragsstarke Werte investieren, um regelmäßige Ausschüttungen zu erzielen. Anstatt nur auf eine Ertragsquelle zu setzen, kombiniert ein Multi Asset-Income-Fonds z. B. Dividendenaktien, Anleihen verschiedener Bonität, Immobilienbeteiligungen oder andere alternative Strategien, die laufend Erträge abwerfen. Durch diese breite Streuung wird das Risiko einzelner Anlagebestandteile reduziert und die Volatilität (Wertschwankung) des Portfolios typischerweise gesenkt. So entsteht ein stabilerer Gesamtertrag im Vergleich zu Strategien, die nur auf eine Anlageklasse fokussieren. Ein häufiger Trugschluss ist, dass für eine Income-Strategie primär auf klassische Dividendenaktien gesetzt werden müsse. Zwar liefern dividendenstarke Aktien laufende Ausschüttungen, doch sie verlieren am Ex-Dividenden-Tag meist den entsprechenden Kurswert. Ohne ausreichenden Kurszuwachs führt dies faktisch zu einer Substanzausschüttung (es wird also eigenes Kapital ausgezahlt). Eine nachhaltige Einkommensstrategie vermeidet solchen Substanzverzehr, indem sie nicht ausschließlich auf eine Einkommensart, wie z. B. Dividenden, setzt. Wichtig ist ein Total-Return-Ansatz: Neben Dividenden und Kupons aus Anleihen werden alle Ertragsquellen des Kapitalmarkts genutzt, inklusive Kursgewinnen. Ebenso zentral ist die Risikodiversifikation. Erfolgreiche Income-Fonds schöpfen aus einer Vielzahl von Ertragsquellen, um regelmäßige Ausschüttungen zu erzielen. Die breite Allokation stabilisiert die Erträge und den Kursverlauf. Reine Dividendenstrategien hingegen sind oft unausgewogen und dadurch risikobehaftet. Typische Schwachstellen reiner Dividendenstrategien sind etwa:
- Konzentriertes Anlagespektrum: Wer nur auf eine Anlageklasse (z. B. Aktien) setzt, riskiert bei Schwäche dieser Klasse einen Einbruch des gesamten Portfolios.
- Regionale Schieflage: Viele Dividendenstrategien übergewichten Europa, da europäische Aktien tendenziell höhere Dividenden ausschütten. Bleiben europäische Märkte hinter den USA zurück, leidet automatisch auch das Ertragspotenzial der Strategie.
- Vernachlässigung von Wachstumsbranchen: Unternehmen im Technologiesektor zahlen traditionell geringe Dividenden, weisen aber hohe Wachstumsraten auf. Dividendenschwere Portfolios sind oft untergewichtet in Tech und verschenken damit langfristiges Kurspotenzial. Aktienrückkäufe werden häufig nicht ausreichend berücksichtigt, obwohl diese aus Sicht eines Income-Investors eine sehr ähnliche Wirkung auf die Performance haben.
Multi Asset-Income-Strategien umgehen diese Fallstricke, indem sie global und über Asset-Klassen hinweg streuen. So fließen beispielsweise neben Standardwerten auch Hochzinsanleihen, Schwellenländeranlagen oder Alternative Investments (etwa Long-Short-Equity-Strategien, Volatilitätsstrategien, Immobilien-REITs oder Versicherungsrisiko-Anleihen) ins Portfolio ein. Durch dieses wirklich breite Spektrum können die Vorteile einer umfassenden Diversifikation voll ausgeschöpft werden. Der Ansatz verspricht stabile Erträge bei begrenztem Risiko, was die Beliebtheit echter Multi Asset-Fonds bei anspruchsvollen Anlegern erklärt.
Welche Rolle spielen Unternehmensanleihen und Nachranganleihen?
Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) spielen in Income-Strategien eine zentrale Rolle als verlässliche Zinsquelle. Unternehmensanleihen sind von Firmen emittierte Schuldverschreibungen, die regelmäßige Zinskupons zahlen. Sie bieten in der Regel höhere Renditen als Staatsanleihen, da Anleger hier ein Kreditrisiko tragen – also das Risiko, dass der Emittent zahlungsunfähig wird. Für Income-Investoren sind besonders Anleihen von solide aufgestellten Unternehmen attraktiv, da sie planbare Erträge (Kupons) liefern und in einem diversifizierten Portfolio stabil laufen. Nachranganleihen sind eine spezielle Unterkategorie von Unternehmensanleihen mit nachrangiger Stellung in der Kapitalhierarchie. Das heißt, im Insolvenzfall des Emittenten werden Inhaber dieser Anleihen erst nach den Senior-Gläubigern bedient. Als Ausgleich für dieses höhere Risiko bieten Nachranganleihen überdurchschnittliche Kupons und Renditen, was ihre Beliebtheit bei Income-Investoren erklärt. Ein Beispiel sind Hybridanleihen großer Konzerne oder Banknachränge wie sogenannte CoCo-Bonds. CoCo-Bonds (Contingent Convertible Bonds) sind bedingte Wandelanleihen von Banken (Additional Tier-1-Kapital), die unter definierten Bedingungen, etwa wenn die Eigenkapitalquote der Bank unter einen Schwellenwert fällt, in Aktien umgewandelt oder sogar abgeschrieben werden können. Nachranganleihen stellen somit Hybridkapital dar, das sowohl Eigenschaften von Fremd- als auch Eigenkapital trägt. In einem Income-Portfolio ermöglichen Unternehmens- und Nachranganleihen eine spürbare Ertragssteigerung. Qualitativ gute Corporate Hybrids (nachrangige Anleihen bonitätsstarker Industrieunternehmen) bieten typischerweise zusätzliche Kupons zwischen zwei bis vier Prozent p. a. gegenüber normalen Corporate Bonds. Damit fungieren Nachranganleihen als strukturelle Renditetreiber im Anleihensegment. Gleichzeitig ist ihr Kurs- und Bonitätsrisiko meist beherrschbar, sofern eine gründliche Emittenten-Auswahl erfolgt. Viele dieser Hybrid-Anleihen stammen von Investment Grade-Unternehmen, die historisch kaum Ausfälle zu verzeichnen haben. Allerdings gehen höhere laufende Renditen immer mit höheren Risiken einher. Ausfall- und Bonitätsrisiken müssen aktiv gemanagt werden, insbesondere bei CoCo-Bonds, die Investoren beispielsweise über speziell darauf ausgerichtete Fonds zur Verfügung stehen. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die breite Streuung innerhalb des Anleiheportfolios. Weil der maximale Ertrag einer Anleihe durch ihren Kupon und Rückzahlungswert begrenzt ist, können einzelne Ausfälle nicht wie bei Aktien durch überproportionale Gewinne anderer Titel kompensiert werden. Deshalb darf ein Income-Fonds nicht zu große Beträge in einzelne Schuldner investieren, sondern muss auf viele Emittenten verteilen. Eine solche Diversifikation glättet die Erträge und begrenzt den Schaden, falls doch ein Emittent in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Insgesamt gilt: Unternehmensanleihen bringen verlässliche Zinsströme, und Nachranganleihen liefern attraktive Mehrerträge – beide sind damit tragende Säulen für jede Income-Strategie, die auf Stabilität und planbare Ausschüttungen abzielt.
Wie funktioniert Einkommensgenerierung über Volatilitätsprämien?
Neben Dividenden und Zinsen können auch Volatilitätsprämien als Ertragsquelle in Frage kommen. Unter Volatilitätsprämien versteht man Risikoprämien, die Investoren erhalten, wenn sie Marktvolatilität verkaufen, also praktisch als Versicherer auftreten. Konkret geschieht dies häufig durch das systematische Schreiben (Verkaufen) von Optionen oder Volatilitätsderivaten. Da in Optionspreisen die erwartete zukünftige Schwankungsbreite (implizite Volatilität) meist höher liegt als die später tatsächlich eintretende Schwankung (realisierte Volatilität), kann der Optionsverkäufer diese Differenz als Ertrag vereinnahmen. Die Strategie ähnelt den Prämieneinnahmen eines Versicherungsunternehmens und wird daher auch als Volatilitätsrisikoprämie bezeichnet. Volatilitäts-Income-Strategien zielen darauf ab, diese Prämien laufend zu generieren. Ein typisches Beispiel ist ein Fonds, der regelmäßig Put-Optionen auf große Aktienindizes verkauft und die vereinnahmten Prämien behält, sofern die Märkte stabil bleiben. Die implizite Volatilität, also die vom Markt erwartete Schwankungsintensität, ist langfristig tendenziell höher als die tatsächliche Volatilität, wodurch eine strukturell persistente Einnahmequelle entsteht. Wichtig ist, dass solche Strategien mit einem strategischen Risikomanagement umgesetzt werden, um kontinuierliche Erträge zu erzielen. Denn Volatilitätsprämien-Strategien sind keine Einbahnstraße und kein Ersatz für klassische Diversifikation in Krisenzeiten. Short-Volatilität-Ansätze (bei denen man auf ruhige Märkte setzt) können in plötzlichen Stressphasen, wenn die Volatilität sprunghaft ansteigt, deutliche Verluste erleiden. Experten betonen daher: Short-Volatilität ist kein Risikopuffer für Krisen, sondern in erster Linie eine Ertragsquelle, die entsprechend umsichtig gemanagt werden muss. Durch Begrenzung der Positionsgrößen, breite Streuung über verschiedene Märkte und gegebenenfalls den Einsatz von Absicherungs-Strategien (z. B. Käufe von günstigen Long-Volatility-Positionen) lässt sich das Risiko kontrollieren. Einige spezialisierte Fonds kombinieren auch Volatilitätsprämien aus unterschiedlichen Marktsegmenten Long und Short, um möglichst robuste Ergebnisse zu erzielen. Im Ergebnis können Volatilitätsstrategien die Income-Palette sinnvoll erweitern – sie liefern unabhängige Erträge, die weder von Dividenden noch von Zinszahlungen abhängen, und tragen so zu einem robusteren Cashflow bei.
Wie lässt sich Income Investing mit Kapitalerhalt vereinbaren?
Die Vereinbarkeit von Income-Strategien mit Kapitalerhalt ist ein zentrales Anliegen vieler Anleger, insbesondere von Ruheständlern, Stiftungen oder anderen Investoren, die dauerhaft vom Ertrag leben möchten. Das Ziel besteht darin, aus dem Portfolio regelmäßige Entnahmen vorzunehmen, ohne dass dessen Substanz (das eingesetzte Kapital) über die Zeit aufgezehrt wird. Dieses Gleichgewicht zu erreichen, erfordert eine umsichtige Planung: Die Ausschüttungen müssen nachhaltig verdient werden, damit kein schleichender Substanzverzehr einsetzt. Ein erster Schritt ist die Höhe der Entnahmen realistisch festzulegen. Sie sollte dem langfristig erzielbaren Ertragspotenzial des Portfolios entsprechen. Zahlt ein Fonds dauerhaft mehr aus, als er an Rendite erwirtschaftet, werden zwangsläufig Reserven angegriffen, die Vermögensbasis schrumpft. Deshalb achten professionelle Income-Fonds darauf, die Ausschüttungsquote so zu bemessen, dass Erträge aus Zinsen, Dividenden und Prämien die Auszahlungen decken. In Jahren mit Überschuss können Rücklagen gebildet werden, um schwächere Phasen zu glätten. Ebenso wichtig ist der Schutz vor der Inflation. Teuerungsraten mindern die Kaufkraft der Ausschüttungen und wirken somit wie ein unsichtbarer Substanzverzehrer. Eine erfolgreiche Income-Strategie sorgt idealerweise für Inflationsschutz, etwa durch inflationsindexierte Anleihen, Rohstoffe, Nachranganleihen oder durch Aktienanteile, da Aktien über Kurssteigerungen langfristig die Inflation ausgleichen können. Gleichzeitig sind reine Aktien wegen ihrer hohen Kursschwankungen für einen konstanten Kapitalerhalt weniger geeignet. Die Kunst liegt im ausgewogenen Mix: Ein Multi Asset-Portfolio im konservativen oder ausgewogenen Bereich hat hier die besten Chancen, den Spagat zwischen Inflationsschutz, Ausschüttungshöhe und Wertstabilität zu meistern. Mit anderen Worten: Eine solche Strategie enthält genügend Wachstumswerte (z. B. Aktien) zur Wertsteigerung, aber auch ausreichend defensive Einkommensbausteine (z. B. Anleihen, Rohstoffe), um in Marktturbulenzen größere Verluste zu vermeiden. Die Diversifikation übernimmt auch beim Kapitalerhalt eine Schlüsselrolle. Wer breite Ertragsquellen nutzt (Dividenden, Zinsen, Mieterträge, Volatilitätsprämien etc.), ist weniger darauf angewiesen, in schlechten Zeiten Teile des Portfolios zu verkaufen. So bleibt das Kapital intakt und kann weiterhin Erträge abwerfen. Teil der Strategie muss es also sein, nicht dauerhaft die Investmentsubstanz aufzubrauchen, wie Fachleute betonen. Durch behutsames Rebalancing (Wiederherstellung der Ziel-Allokation) und das Reinvestieren nicht benötigter Erträge kann der Kapitalstock sogar wachsen, während gleichzeitig Ausschüttungen erfolgen.
Lässt sich mit Income Investing wirklich ein verlässlicher Cashflow erzielen?
Die Aussicht auf einen planbaren, verlässlichen Cashflow macht Income Investing so attraktiv. Die Erfahrung zeigt: Gut strukturierte Income-Portfolios können über Jahre hinweg stabile Auszahlungen generieren, sofern sie professionell gemanagt werden. Tatsächlich setzen viele Ruheständler am Ende ihres Erwerbslebens auf Income-Fonds, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und auch Anleger, die sich ein passives Nebeneinkommen aufbauen möchten, greifen gern zu dieser Anlage. Die regelmäßigen Ausschüttungen wirken wie ein zweites Gehalt, was Planungssicherheit schafft. Allerdings hängt die Zuverlässigkeit des Cashflows maßgeblich von der Qualität der Strategie ab. Ein Income-Fonds ist nicht per se krisensicher, nur weil er Erträge ausschüttet. Entscheidend sind das Risikoprofil und die Diversifikation des Fonds. Eine Strategie, die etwa nur auf dividendenstarke Aktien setzt oder lediglich auf das Zusammenspiel von Aktien und Anleihen vertraut, kann in schwierigen Marktphasen deutlich an Wert verlieren und dann müssen eventuell auch die Ausschüttungen gekürzt werden. Hingegen weisen breit aufgestellte Multi Asset-Income-Strategien historisch eine weit höhere Konsistenz der Erträge auf. Durch die Kombination vieler unabhängiger Cashflow-Quellen kann ein Rückgang einer Komponente (z. B. Aktienkursverluste) oft durch andere aufgefangen werden. Wichtig ist auch das aktive Management: Um einen verlässlichen Cashflow zu erzielen, passen erfahrene Portfolio-Manager die Allokation kontinuierlich an die Marktbedingungen an. Bei steigenden Zinsen können sie beispielsweise vermehrt in Anleihen mit attraktiver Rendite umschichten, sofern die unterliegenden Fondsregeln sie nicht davon abhalten (Stichwort Benchmark-Unabhängigkeit). In Phasen niedriger Zinsen werden alternative Prämienstrategien hochgefahren oder auch mal Liquiditätsreserven gehalten, um die Ertragsziele zu erreichen. Risikokennzahlen wie Volatilität oder maximaler Drawdown dienen dabei als Kompass, um die Schwankungsbreite des Fonds zu beurteilen und mit der eigenen Risikotoleranz zu vergleichen. So lag die Volatilität gut gemanagter defensiver Multi Asset-Income-Fonds bei ca. einem Viertel von reinen Aktienanlagen, ein Hinweis auf deren Stabilität. Letztlich lässt sich sagen: Ein verlässlicher Cashflow ist mit Income Investing erreichbar, wenn die Strategie robust konzipiert ist. Die regelmäßigen Erträge können – anders als bei reinen Wachstumsanlagen – Anleger motivieren, auch turbulente Marktphasen auszusitzen, da weiterhin Cashflow generiert wird. Damit die Verlässlichkeit gegeben ist, sollten Investoren jedoch auf folgende Punkte achten: ausreichende Diversifikation, solide Qualität der Ertragsquellen und ein aktives, flexibles Management. Dann nämlich kann Income Investing tatsächlich jene finanzielle Planbarkeit liefern, die sich anspruchsvolle Anleger erhoffen: ein stetiges Einkommen aus dem eigenen Kapital, ohne die Substanz zu gefährden.