
Vorsorgekapital
Finanzielle Sicherheit im Alter trotz Rentenlücke und Inflation
Viele Schweizerinnen und Schweizer fragen sich, ob ihr Vorsorgekapital – also das für die Altersvorsorge angesparte Kapital in den drei Säulen – ausreichen wird, um den Lebensstandard im Ruhestand zu halten. Die Herausforderung ist gross: Steigende Lebenserwartung, mögliche Rentenlücken und die schleichende Entwertung des Geldes durch Inflation stellen die langfristige Finanzplanung vor anspruchsvolle Aufgaben. Wie kann man trotz dieser Hürden sein Vorsorgekapital schützen und vermehren, um im Alter sorgenfrei leben zu können? Und vor allem: Reicht Ihr Vorsorgekapital, um den Ruhestand finanziell abgesichert zu geniessen?
Was versteht man unter Vorsorgekapital?
Unter Vorsorgekapital versteht man das angesparte Kapital, das Ihnen im Alter zur Verfügung steht, um Ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. In der Schweiz wird dieses Kapital im Drei-Säulen-System aufgebaut: Die 1. Säule (Staatlich: AHV) sichert eine Grundrente, die 2. Säule (Beruflich: Pensionskasse) besteht aus dem durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer einbezahlten Altersguthaben, und die 3. Säule umfasst freiwillige private Vorsorge (z. B. Säule 3a). All diese Bausteine zusammen ergeben Ihr persönliches Vorsorgekapital.
Rentenlücke und Inflation: die Herausforderungen
Viele angehende Pensionierte stehen vor der Frage, ob ihr Vorsorgekapital gross genug ist, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Oft klafft zwischen dem Bedarf und den zu erwartenden Renten eine Rentenlücke. In der Schweiz ersetzen die Renten aus AHV (1. Säule) und Pensionskasse (2. Säule) zusammen im Schnitt nur etwa 60 Prozent des letzten Erwerbseinkommens. Experten schätzen jedoch, dass im Ruhestand rund 80–90 Prozent des letzten Einkommens benötigt werden. Die Differenz von ca. 20–30 Prozent nennt man Vorsorgelücke oder Rentenlücke. Diese Lücke entsteht, weil viele Faktoren den Rentenanspruch schmälern können: Lücken in der Beitragszahlung (z. B. durch Auszeiten oder Teilzeit), sinkende Umwandlungssätze in der Pensionskasse und auch die begrenzte maximale AHV-Rente. Private Vorsorge in der 3. Säule wird daher immer wichtiger, um fehlendes Kapital aufzubauen. Auf die ebenfalls wichtige Frage, ob Rente oder Kapitalbezug wird weiter unten separat eingegangen.
Ein weiterer grosser Herausforderer des Vorsorgekapitals ist die Inflation – also der generelle Anstieg des Preisniveaus. Inflation führt dazu, dass Geld über die Jahre an Kaufkraft verliert. Ein einfaches Rechenbeispiel: 100’000 CHF Bargeld sind bei einer jährlichen Teuerung von 2 Prozent nach 30 Jahren fast nur noch die Hälfte wert. Für Pensionierte bedeutet eine anhaltende Inflation, dass ihre Rente Jahr für Jahr weniger Wert ist – sofern keine Gegenmassnahmen erfolgen. Die staatliche AHV-Rente bietet einen gewissen Inflationsschutz, da sie gesetzlich periodisch der Lohn- und Preisentwicklung angepasst wird. Im Gegensatz dazu sind die Renten aus der zweiten Säule (Pensionskasse) meist nicht automatisch inflationsgeschützt – hier hängt eine Anpassung an die Teuerung von der Finanzlage der Pensionskasse ab und ist oft freiwillig. Die Inflation kann die effektive Kaufkraft des Vorsorgekapitals erheblich schmälern, wenn man nicht frühzeitig gegensteuert.
Kapitalerhalt durch ausgewogene Anlagestrategie
Wie kann man sein Vorsorgekapital vor diesen Gefahren schützen? Ein zentrales Stichwort lautet Kapitalerhalt. Das Ziel ist, das angesparte Kapital zumindest real (also nach Inflation und Kosten) zu erhalten oder idealerweise weiter zu vermehren, statt es schrumpfen zu lassen. Dabei ist nicht nur die Bruttorendite entscheidend – massgeblich ist die Netto-Performance nach Kosten.
Dafür ist eine ausgewogene Anlagestrategie entscheidend. Ausgewogen heisst: Das Vermögen wird über verschiedene Anlageklassen (Aktien, Obligationen, Immobilien, alternative Anlagen) breit diversifiziert, um Chancen auf Rendite zu nutzen, aber Risiken zu streuen. In Zeiten anhaltender Tiefzinsen und volatileren Märkten reicht es nicht, das Geld nur auf dem Sparkonto zu lassen. Stattdessen kann ein gut abgestimmter Mix aus renditeträchtigen Anlagen und stabilisierenden Elementen helfen, die Balance zwischen Wachstum und Sicherheit zu finden.
Insbesondere ein wachstumsorientierter Anteil im Portfolio ist für langfristige Anleger wichtig. Je nach Risikoprofil und Anlagehorizont kann dieser Anteil höher oder niedriger ausfallen. Anstatt starrer Quoten bietet eine aktive Multi Asset-Strategie die Möglichkeit, Aktienexponierung gezielt und kontrolliert zu steuern – je nach Marktumfeld und Anlegerprofil.
Zudem birgt ein rein passives Index-Investment Risiken, die oft unterschätzt werden: Benchmark-Hugging kann zu Klumpenrisiken führen, etwa wenn einzelne Tech-Aktien übermässig stark gewichtet sind. Aktive Strategien haben die Möglichkeit, solche Risiken bewusst zu reduzieren – ein wesentlicher Vorteil im Kontext der Vorsorge.
Das Ergebnis: Erstens kann Ihre Anlagestrategie das Vorsorgekapital real erhalten oder vermehren, zweitens sorgt sie für Stabilität, um selbst in Krisenzeiten nicht gezwungen zu sein, Verluste zu realisieren.
Regelmässige Erträge und Inflationsschutz sichern
Neben dem Kapitalerhalt ist es für Ruheständler entscheidend, aus dem vorhandenen Kapital regelmässige Erträge zu erzielen. Diese können aus Dividenden, Zinsen und selektiven Kursgewinnen stammen. Letztere entstehen etwa durch gezielte Umschichtungen oder die Nutzung von Marktchancen in aktiven Strategien – so lassen sich zusätzliche Ertragsquellen erschliessen, ohne die Substanz anzugreifen.
Der Vorteil: Diese laufenden Erträge tragen zur Deckung der Lebenshaltungskosten bei, während das Grundkapital möglichst erhalten bleibt. Wichtig ist eine kontrollierte Entnahmestrategie, abgestimmt auf das Portfolio und die erwartete Lebensdauer.
Gleichzeitig sollte das Portfolio so gestaltet sein, dass es einen natürlichen Inflationsschutz bietet – durch Investitionen in Sachwerte, inflationsindexierte Anleihen oder Ertragsquellen, die typischerweise mit der Teuerung mitwachsen. Entscheidend ist, dass die Realrendite nach Inflation und Kosten positiv bleibt.
Kapitalbezug und die Drawdown-Phase im Ruhestand.
Spätestens beim Übergang in den Ruhestand stellt sich die Frage: Rente oder Kapitalbezug? Möchte man eine lebenslange Rente von der Pensionskasse erhalten, oder zumindest einen Teil des Pensionskassenkapitals als Kapital beziehen und selbst verwalten? Immer mehr Menschen in der Schweiz entscheiden sich zumindest teilweise für den Kapitalbezug. Gründe dafür sind die Flexibilität, mögliche Steuervorteile und die Chance, durch eine professionelle Anlage weiterhin regelmässige Erträge und Kapitalwachstum zu erzielen – vorausgesetzt, das Kapital wird diszipliniert und strukturiert verwaltet.
Eine durchdachte Drawdown-Strategie berücksichtigt dabei nicht nur die Entnahmerate, sondern auch die geeignete Zusammensetzung des Portfolios für diese Lebensphase. Eine Bucket-Strategie (gestaffelte Anlageklassen je nach Zeithorizont) und eine dynamische Überwachung helfen, Risiken zu reduzieren und gleichzeitig Ertragschancen zu nutzen.
Fazit
Reicht Ihr Vorsorgekapital, um im Alter finanziell abgesichert zu sein? – Diese eingangs gestellte grosse Frage lässt sich mit sorgfältiger Planung und den richtigen Massnahmen positiv beantworten. Entscheidend ist, frühzeitig aktiv zu werden: Machen Sie sich ein klares Bild Ihrer zu erwartenden Renten und berechnen Sie eine allfällige Rentenlücke. Sorgen Sie dann mit privater Vorsorge und klugen Investitionsentscheiden dafür, diese Lücke zu schliessen und Ihr Vorsorgekapital gegen Inflation zu schützen. Eine ausgewogene Anlagestrategie, die aktive Risikosteuerung, flexible Multi Asset-Komponenten und kontrollierten Kapitalzugriff vereint, schafft die Grundlage dafür.
Mit regelmässigen Erträgen aus verschiedenen Quellen, einem disziplinierten Entnahmekonzept und der Vermeidung unnötiger Klumpenrisiken lassen sich Kapitalerhalt und wachsender Lebensstandard kombinieren. Die Antwort lautet also: Ja, Ihr Vorsorgekapital kann reichen – wenn Sie es gezielt managen und auf die richtigen Bausteine setzen.