Equity Insights 27.06.2024

Viele Wege führen nach Paris

EQUITY INSIGHTS | Nr. 36

  • Investment-Strategien zur Erreichung der Pariser Klimaziele erfreuen sich zunehmend größerer Beliebtheit.
  • Paris-Aligned-Indizes weisen dabei häufig signifikante Risiken auf.
  • Anlagestrategien zur Erreichung der Pariser Klimaziele können auch mit deutlich weniger Risiko umgesetzt werden.
     


Umsetzung der Pariser Klimaziele

 

Im März 2018 veröffentlichte die EU-Kommission einen Aktions­plan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, welcher unter anderem die Ausarbeitung von Standards für EU Klima-Bench­marks enthält: Im Fokus steht hierbei die Dekarbonisierung, d. h. die Reduzierung der jährlichen Emissionen, um final die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Im Fokus institutioneller Investoren steht hierbei in der Regel die EU Paris-Aligned-Benchmark, welche einen entsprechenden Ak­tienindex darstellt, der im Einklang mit der Erreichung der Klima­ziele steht. Zusätzlich gibt es die sogenannte EU Climate Transi­tion-Benchmark, welche eine weitere Alternative darstellt die Klimaziele im Rahmen eines Ak­tienportfolios zu integrieren. Zur besseren Einordnung werden die zugrundeliegenden Spezifika bzw. Unterschiede der beiden Indizes nachfolgend gegenüber­gestellt:

Beide haben gemeinsam, dass Branchen mit hohem Emissions­einfluss mindestens so hoch wie im Ausgangsuniversum gewichtet werden, Jährliche Treibhausgas-Emissionsintensität jährlich um 
7 % reduziert werden sowie die Themen Kontroverse Waffen, Tabak, Verletzungen von UN Global Compact und OECD-Richtli­nien ausgeschlossen werden. Unterschiede liegen hingegen bei der grundlegenden Treibhausgas-Emissionsintensität (Scope 1 – 3) gegenüber des Ausgangsuniversums vor. Wohingegen die EU Climate Transition-Benchmark eine Reduktion von 30 % gegen­über des Ausgangsuniversums aufweist, sind es 50 % im Falle der EU Paris-Aligned-Benchmark. Darüber verfolgt letztere einige zusätzliche umsatzbasierte Ausschlüsse:

  • Kohle (1 % Umsatzgrenze)
  • Öl (10 % Umsatzgrenze)
  • Gas (50 % Umsatzgrenze)
  • Elektrizitätserzeugung > 100g CO2/kWh (50 % Umsatzgrenze)

Nachfolgend werden die Auswirkungen der dargelegten Kriterien anhand des globalen Paris-Aligned Index näher analysiert, da die­se – wie zuvor dargelegt – deutlich restriktivere Anforderungen stellt.

 

Nebeneffekte des globalen Paris-Aligned Index

 

Wie sich bereits erahnen lässt, wirken sich die aufgezeigten Kri­terien signifikant auf die Allokation aus. Aufgrunddessen, dass beispielsweise eine ganze Reihe von Ausschlüssen implementiert wird, werden zunächst die größten Sektorabweichungen zum glo­balen Aktienmarkt in Tabelle 1 analysiert.

Getrieben durch die Ausschlüsse weist der Energiesektor mit 
-5,0 % die größte Abweichung auf, gefolgt vom Sektor Basis­konsum mit -4,2 %. Unternehmen aus dem Bereich Technologie, deren Geschäftsmodelle in der Regel per se eine geringe Treib­hausgas-Emissionsintensität aufweisen, weisen ein Übergewicht von 3,4 % auf. Darüber hinaus werden die Sektoren Immobilien und Industrie mit 2,3 % übergewichtet, wobei insbesondere letzte­rer leicht verwundern mag, da Industrie – im Sinne eines Old Economy-Gedankens – mit hohen Emissionen in Verbindung gebracht wird. Wenngleich die Top 3 Sektorüber- bzw. Sektor­untergewichtungen vermeintlich geringe Sektoreffekte sugge­rieren, zeigt der Active Share von 40,4 % deutlich auf, dass der vermeintlich passive Index ein hohes Maß an "Aktivität" innehat.

Tab. 1: Top 3 Sektorüber- bzw. Sektoruntergewichtungen

Der hohe Active Share setzt sich auch bei Betrachtung des Faktor­profils relativ zum globalen Aktienmarkt in Abbildung 1 fort.

So weist der globale Paris Aligned-Index – teils ein Resultat der aufgezeigten Sektorabweichungen – unter anderem eine hohe Bewertung (negatives Value), niedrige Dividende, niedrige Markt­kapitalisierung (Size) und niedrige Verschuldung auf. Insbeson­dere die hohe Bewertung und die Size-Ausprägung haben hier einen maßgeblichen Einfluss auf die Wertentwicklung des globa­len Paris-Aligned-Index.

Abb. 1: Faktor-Ausprägungen 

Assenagon Equity Framework

 

Unter Anwendung einer ganzheitlichen Sichtweise bei der Port­foliokonstruktion lassen sich die aufgezeigten Nebeneffekte des globalen Paris-Aligned-Index deutlich reduzieren. Das bedeutet, dass im Rahmen einer Optimierung ein Portfolio konstruiert wird, welches die eingangs dargestellten Paris-Aligned-Kriterien erfüllt, abseits dessen aber Abweichungen hinsichtlich der Länder-, Sek­tor- und Faktorallokation relativ zum globalen Aktienmarkt mini­miert: Die Assenagon Paris-Aligned-Strategie.

Abbildung 2 zeigt die relative Wertentwicklung des globalen Paris-Aligned-Index und der Assenagon Paris-Aligned-Strategie relativ zum globalen Aktienmarkt über die vergangenen fünf Jahre auf. Wie deutlich zu erkennen ist, wirken sich die aufgezeigten Neben­effekte des globalen Paris-Aligned-Index negativ auf das Risiko­profil und letzten Endes auch auf die Wertentwicklung aus. Im Vergleich zur optimierten Variante weist der globale Paris-Aligned-Index einen deutlich höheren Tracking Error und rela­tiven maximalen Kursverlust von -5,6 % auf. Für ein vermeintlich passives Core-Investment eine erhebliche Herausforderung im Rahmen der Asset-Allokation institutioneller Portfolios. Die Assenagon Paris-Aligned-Strategie weist hingegen einen signi­fikant geringeren Tracking Error und relativen Kursverlust auf: Über die vergangenen fünf Jahre liegt letzterer bei -1,2 %.

Abb. 2: Relative Wertentwicklung vs. Globaler Aktienmarkt
(31.05.19 – 31.05.24)

Für den Anleger

 

Die Assenagon Paris-Aligned-Strategie ist per Konstruktion in al­len Rendite- und Risikodimensionen so nah wie möglich am glo­balen Aktienmarkt und zeigt im Gegensatz zum Paris-Aligned-Index eine hohe Robustheit. Somit lässt sich festhalten, dass In­vestoren im Rahmen ihrer Aktien-Allokationen im Einklang mit dem Erreichen der Klimaziele investieren können, ohne Einbußen hinsichtlich Rendite oder womöglich versteckten Risiken einzuge­hen.

Abseits dessen stellt sich jedoch die grundlegende Frage, weshalb Paris-Aligned-Indizes derart im Fokus der Anleger stehen, obwohl diese signifikante Risiken mit sich bringen. Denn wie in Equity Insights # 19 festgestellt, lässt sich eine reine CO2-Reduktion rela­tiv einfach erzielen, wohingegen harte Ausschlüsse deutlich höhe­re Risiken mit sich bringen.

 

P S: Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, ob es den Growth-Faktor gibt.

Head of Equity Portfolio Management

Daniel Jakubowski

E-Mail

Director Institutional Sales

Dr. Ulrich Wessels

E-Mail